James Harden wird ab sofort für die L.A. Clippers auflaufen. Das Kapitel Philadelphia 76ers ist damit nach nicht einmal zwei Jahre beendet. Wir beleuchten den Trade für die beiden Teams.
Plötzlich ging es doch ganz schnell. James Harden bekommt seinen Wunsch erfüllt und wird in der Zukunft für die L.A. Clippers auflaufen. Noch am Wochenende saß der 34-Jährige gut gelaunt bei den Sixers auf der Bank, dazu sollte der Guard am heutigen Dienstag wieder ins Mannschaftstraining einsteigen.
Daraus wurde nichts, stattdessen fädelten die Sixers mitten in der Nacht (2 Uhr Ortszeit) den Trade ein, welchen viele seit Monaten bereits erwarteten. Neben Harden wechseln auch P.J. Tucker und Filip Petrusev nach Los Angeles, im Gegenzug erhalten die Sixers Nicolas Batum, Marcus Morris, K.J. Martin, Robert Covington sowie Draft-Kapital. Hier gibt es den Deal in der Übersicht.
NBA: Der Harden-Trade in der Übersicht
Sixers erhalten | Clippers erhalten |
Marcus Morris | James Harden |
Nicolas Batum | P.J. Tucker |
Robert Covington | Filip Petrusev |
K.J. Martin | - |
Erstrundenpick 2028 | - |
2 Zweitrundenpicks | - |
Pick-Swap (Jahr unklar) | - |
Erstrundenpick von anderem Team (noch unklar) | - |
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NBA - Das bedeutet der Trade von James Harden für die L.A. Clippers
In bewährter Clippers-Manier schiebt die Franchise wieder fast alle Chips in die Mitte. Unter Besitzer Steve Ballmer werden immer wieder Risiken eingegangen, bislang hat sich das jedoch noch nicht ausgezahlt. Gut vier Jahre ist inzwischen der Coup her, als man sich mitten in der Nacht Paul George sowie Kawhi Leonard sicherte und dabei alle Draft-Picks sowie Shai Gilgeous-Alexander an die Thunder abtrat.
Im Falle von Harden sind zwar weniger Picks involviert, allerdings konnten die Clippers ohnehin nur maximal zwei First Rounder traden. Da Hardens Vertrag im kommenden Sommer ausläuft, besteht auch die Gefahr, dass man den launischen Guard nur eine Saison hat. Überhaupt wird diese Saison den Großteil der Clippers-Zukunft diktieren. Harden wird Free Agent, Leonard und PG-13 können aus ihren Deals aussteigen, was den Druck noch einmal erhöht, da die Clippers im kommenden Jahr in ihre brandneue Arena einziehen und dafür natürlich ein Team stellen wollen, welches um den Titel spielt.
Sollte das bereits in dieser Saison klappen, umso besser. Harden ist zumindest der Point Guard, welcher den Clippers seit dem Abgang von Chris Paul fehlte. Immer wieder gab es Berichte darüber, dass sich vor allem Leonard einen echten Spielmacher an seiner Seite wünschen würde. So feierte er auch seine größten Erfolge, in San Antonio mit Tony Parker, in Toronto mit Kyle Lowry.
NBA - Muss Russell Westbrook bei den Clippers wieder auf die Bank?
Russell Westbrook interpretiert diese Rolle bekanntlich etwas anders, vor allem sein Platz in der Rotation ist die große Unbekannte dieses Trades. Wird Coach Ty Lue den Backcourt der alten Buddies aus Thunder- und Rockets-Zeiten starten oder Westbrook wieder in die Sixth-Man-Rolle drängen und stattdessen den flexiblen Terance Mann an die Seite von Harden stellen?
Letzteres würde wohl mehr Sinn ergeben, da Mann ein guter Verteidiger ist, der sich abseits des Ball gut bewegt und auch ein etwas besserer Schütze ist. Harden wird dagegen wieder in eine ähnliche Rolle wie in Brooklyn schlüpfen, in der er vor allem die Bälle verteilt und die anderen Stars so einsetzt, wie sie am besten glänzen können.
Klar ist aber auch, dass diese Clippers recht langsam spielen werden. Alle Stars sind jenseits der 30, mit Ausnahme von Westbrook präferieren sie das Halbfeld. Verständlich, schließlich können sich Leonard, Harden und George jederzeit selbst einen Wurf kreieren und auch treffen, unabhängig vom Schwierigkeitsgrad.
Nicht unerheblich ist auch die Addition von Tucker, welche den Clippers wieder mehr Lineup-Flexibilität verschaffen sollte. In den ersten Spielen deutete sich bereits an, dass Lue in der Crunchtime eher kleinere Lineups bevorzugt. In Utah beendete so der abgegebene Batum das Spiel als Small-Ball-Center, was eher als Verlegenheitslösung anzusehen ist. Tucker ist in dieser Hinsicht ein deutliches Upgrade.
Der Oldie wird vermutlich dennoch von der Bank kommen, auch das zeigt die vielen Möglichkeiten der Clippers. Im Hinblick auf die Playoffs ist mit der Starting Five sowie Mann oder Westbrook, Norman Powell und Tucker eine klare Achter-Rotation erkennbar, womöglich wird auch Bones Hyland seine Chance erhalten.
NBA - Clippers gehen mit Harden (wieder) ein großes Risiko ein
Doch wie viel besser sind die Clippers nun nach diesem Trade? Man muss die Clippers definitiv auf dem Zettel haben, natürlich spielt aber auch die Gesundheit von Kawhi wieder eine große Rolle. Die Suns-Serie im Vorjahr zeigte, dass Leonard noch immer der beste Spieler auf dem Feld sein kann, das alles nützt aber nichts, wenn er sich nach zwei Spielen wieder verletzt.
Dazu sind die Abenteuer von Harden in den Playoffs bestens belegt, zumindest in der Regular Season sollte der MVP von 2018 aber für Stabilität und mehr Konstanz sorgen. Diese ging den Clippers in der Vergangenheit immer wieder ab, was sich im Hinblick auf das Seeding als nachteilig herausstellte (siehe Vorjahr).
Trotzdem sollten Denver und auch Phoenix weiterhin höher eingeschätzt werden, die Clippers reihen sich stattdessen im Dunstkreis der Contender mit den Lakers und Warriors ein. Das alleine sind schon fünf Teams, weswegen eines folgerichtig die erste Playoff-Runde nicht überstehen wird.
Auch für diese Clippers gibt es also keine Garantien, was den Trade umso riskanter macht. Er ist verständlich, weil George und Leonard vermutlich am Ende ihrer Prime stehen, gleichzeitig ist der Westen hart wie eh und je und wird im Mai viele enttäuschte Gesichter hinterlassen.
Die Clippers kennen sich damit aus, in den vier Jahren mit George und Leonard ging es nur ein einziges Mal in die Conference Finals (2021). Eines kann man der Franchise aber nicht vorwerfen: Dass sie nicht alles versucht haben, der Harden-Trade ist ein weiteres Beispiel dafür.
NBA - Der Kader der L.A. Clippers in der Übersicht
Point Guard | Shooting Guard | Small Forward | Power Forward | Center |
James Harden | Terance Mann | Paul George | Kawhi Leonard | Ivica Zubac |
Russell Westbrook | Norman Powell | Amir Coffey | P.J. Tucker | Mason Plumlee |
Bones Hyland | Brandon Boston Jr. | Kobe Brown | Filip Petrusev |
NBA - Das bedeutet der Trade von James Harden für die Philadelphia 76ers
Daryl Morey pokerte lange, um aus der Harden-Situation das Maximum herauszupressen und wurde nicht müde zu betonen, dass Philly einen ordentlichen Gegenwert für Harden bekommen wolle. Herausgesprungen sind einige Picks und ordentliche Rollenspieler, die vor allem eines gemeinsam haben: die Verträge laufen 2024 aus. Das heißt dennoch nicht, dass Philadelphia die laufende Saison abschenken wird, das zeigte bereits der Saisonstart, bei dem Harden auch nicht auf dem Feld stand.
Dank Tyrese Maxey wurde Harden überhaupt nicht vermisst, der Point Guard erzielte durchschnittlich über 30 Punkte und 6,7 Assists bei 56 Prozent von draußen in drei Partien und wurde zum Spieler der Woche in der Eastern Conference gewählt. Zufall, dass Harden schließlich wenige Stunden nach dieser Verkündung getradet wurde? Aus Promo-Sicht war es zumindest ein guter Zeitpunkt. (Randnotiz: Unseren vorbereiteten Text, warum Maxey Harden vergessen macht, haben wir in die Tonne getreten. Danke dafür!)
Unter dem neuen Coach Nick Nurse deutete sich ohnehin bereits an, dass die Sixers ihren Spielstil deutlich veränderten. Unter Doc Rivers war alles auf das Pick'n'Roll zwischen Embiid und Harden ausgerichtet, davon sind die Sixers weggegangen. Stattdessen war erkennbar, dass mit mehr Tempo gespielt wurde. Embiid wurde vermehrt in Hand-Offs involviert, der Center hatte so deutlich mehr Platz, um für sich selbst und andere zu kreieren.
NBA - Philadelphia 76ers mit neuer Offense unter Nick Nurse
Mit Harden stagnierte die Offense bisweilen, nun ist viel mehr Bewegung drin, vor allem durch Cuts scorten die Sixers deutlich mehr. Der Angriff ist weniger eindimensional und deutlich unberechenbarer. Dafür sprechen auch die 7 Assists im Schnitt, die Embiid derzeit auflegt, der im Flow der Offense deutlich mehr Optionen hat. Mit Maxey, Tobias Harris oder auch Kelly Oubre Jr. gibt es schließlich auch genügend potente Scorer.
Das ist auch der Kern der Mannschaft. Maxey, Harris, Embiid plus fähige Rollenspieler wie De'Anthony Melton bilden ein organisches Gebilde und auch die neu gekommenen Spieler aus L.A. sollten hier sehr gut passen. Vor allem Nicolas Batum dürfte unter Nurse als Connector hervorragend funktionieren und dürfte die Rolle des abgegebenen Tucker einnehmen. Der war zwar als Defensiv-Spezialist wertvoll, allerdings braucht ihn Philly als Small-Ball-Five nicht.
Dies könnte im Zweifel nun auch Rückkehrer Robert Covington übernehmen (oder eben Batum), ein weiterer 3-and-D-Spezialist, der darüber hinaus bei den Sixers-Fans sehr beliebt ist. Es zeigt, dass die Mannschaft jetzt deutlich tiefer ist und besser zum Stil von Nurse passt, der weniger darauf bedacht ist, seine Stars zu melken wie es unter Rivers der Fall war.
Philly hat eine funktionierende Starting Five plus ein ganzes Arsenal an interessanten Rollenspielern, die an einem bestimmten Abend immer einspringen können. Das sollte reichen, dass sich Philly hinter den Platzhirschen Boston und Milwaukee positionieren kann und wieder eine gute Rolle spielen wird, auch wenn es für ganz oben vielleicht reicht.
Dies ist aber von Morey auch so gewollt, der die Pläne seiner Franchise voll auf den Sommer 2024 ausrichtet. Denn: Stand jetzt hat genau ein einziger Spieler für die Saison 2024/25 einen garantierten Vertrag - und das ist Joel Embiid. Vieles spricht dafür, dass man sich im Juli mit Restricted Free Agent Maxey (Maximum) einigen wird, ansonsten hat Philly komplette Flexibilität.
NBA - Der Kader der Philadelphia 76ers in der Übersicht
Point Guard | Shooting Guard | Small Forward | Power Forward | Center |
Tyrese Maxey | De'Anthony Melton | Nicolas Batum | Tobias Harris | Joel Embiid |
Patrick Beverley | K.J. Martin | Kelly Oubre Jr. | Robert Covington | Paul Reed |
Jaden Springer | Furkan Korkmaz | Danuel House Jr. | Marcus Morris | Mo Bamba |
NBA - Philadelphia 76ers richten alles auf 2024 aus
Es ist Moreys erste Chance, den Kader nach den eigenen Wünschen zusammenzustellen, dies war ob der finanziell angespannten Lage in den Jahren zuvor nur bedingt möglich. Die Frage ist aber, ob es genügend Spieler gibt, für die sich der Cap Space lohnen wird. Hier mal eine kleine Liste an womöglich verfügbaren Stars:
- Kawhi Leonard (Clippers, Spieler-Option)
- Pascal Siakam (Raptors)
- Paul George (Clippers, Spieler-Option)
- LeBron James (Lakers, Spieler-Option)
- James Harden (kleiner Scherz am Rande!)
- O.G. Anunoby (Raptors)
- DeMar DeRozan (Bulls)
Bis zum Sommer bleibt aber noch jede Menge Zeit. Bis zum nächsten großen Move muss es aber auch gar nicht so lange dauern. Mit so vielen auslaufenden Verträgen werden die Sixers auch zur Trade Deadline ein Player sein, vor allem der Deal von Harris (39,3 Mio.) ist prädestiniert für eine weitere Transaktion.
Wichtiger für den Moment ist aber, dass die Harden-Situation gelöst wurde. Das Interesse am 34-Jährigen war begrenzt, trotzdem gelang es Philly, einen akzeptablen Gegenwert zu generieren. Dass man für Harden einen All-Star kriegen würde, war schlichtweg nicht realistisch, das war auch Morey klar. Letztlich wurde aus der Situation das Beste gemacht.
Author: Aaron Knox
Last Updated: 1699951804
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