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Maserati: Die wechselvolle Vergangenheit des italienischen Unternehmens


Vier Brüder für drei Zacken

VIDEO: Italienische Traumautos – Maserati & Co. - Dokumentation von NZZ Format (2007)
NZZ Format

Die Geschichte der italienischen Marke Maserati ist wechselvoll. Erst als sich das Familienunternehmen zum professionellen Konzern wandelte, ging es aufwärts. Bis heute.

Die italienische Rennfahrerlegende Tazio Nuvolari in den 1930er Jahren am Steuer eines Maserati 6C 34. Trotz Rennerfolgen blieb der Firma der wirtschaftliche Durchbruch zunächst versagt. (Bild: PD)

Die italienische Rennfahrerlegende Tazio Nuvolari in den 1930er Jahren am Steuer eines Maserati 6C 34. Trotz Rennerfolgen blieb der Firma der wirtschaftliche Durchbruch zunächst versagt. (Bild: PD)

Wer schon einmal in Bologna war, kennt das Maserati-Logo mit dem Dreizack. Den hält Meeresgott Neptun fest umklammert, der an der Piazza Nettuno thront. Für Alfieri Maserati symbolisiert er bei der Gründung des Unternehmens 1914 die Stärke seiner Familiengeneration, bestehend aus sechs Brüdern. Vier von ihnen sammeln erste Erfahrungen im Automobilbereich bei Isotta Fraschini. Alfieri Maserati gründet das Familienunternehmen Maserati, um für Isotta Rennautos einzusetzen. Der Erste Weltkrieg stoppt den Anfangsschwung des jungen Unternehmens abrupt, erst nach Kriegsende nehmen Alfieri, Ernesto und Ettore Maserati den Werkstattbetrieb auf. Erstes eigenes Projekt ist der Maserati Tipo 26, den Alfieri bei der Targa Florio 1927 zum Klassensieg in der 1,5-Liter-Klasse fährt.

Ein erster Bruch in der Unternehmensgeschichte entsteht, als Alfieri Maserati 1932 an den Spätfolgen eines Rennunfalls stirbt. Doch mit Alfieri geht auch die Dynamik verloren, auch wenn der Tipo 6CM einige Rennerfolge erzielt. 1937 verkaufen die verbliebenen Brüder das Unternehmen an den Industriellen Adolfo Orsi aus Modena. Trotz den Siegen des Maserati 8CTF Boyle Special 1939 und 1940 bei den 500 Meilen von Indianapolis fühlen sich die Brüder nie ganz heimisch bei Orsi.

1947 gründen sie in Bologna die Konkurrenzfirma Officine Specializzata Costruzioni Automobili (Osca). Bei Maserati, nun ohne Familienbeteiligung, kommt es in den 1950er Jahren nach Arbeiterunruhen zur Herauslösung des Rennsportgeschäfts aus dem Betrieb. Die Marke stösst erfolgreich in die Lücke, die das bis dahin dominierende Alfa-Romeo-Rennteam hinterlässt. Der Maserati 250F entwickelt sich zum am weitesten verbreiteten Fahrzeug in der Formel 1, und 1957 gelingt Juan Manuel Fangio mit diesem Wagen der Gewinn der Fahrer-Weltmeisterschaft.

Von der Piste auf die Strasse

Gleichzeitig beginnt der Wandel bei Maserati vom Rennwagenbauer zum Hersteller von Strassenfahrzeugen, um zusätzliche Erlöse zu erzielen und den Rennbetrieb fortführen zu können. Erste Erfolge erzielte das Sportcoupé 3500 GT, der erste eigentliche Gran Turismo der Marke, der in fast 2000 Exemplaren gebaut wird. Mit dem Quattroporte I von 1963 gelingt Maserati ein weiterer Meilenstein, denn es handelt sich um eine viertürige Sportlimousine, die bis heute ihre Spuren bei der Marke hinterlässt. Dank den beiden Fahrzeugen erreicht Maserati Produktionszahlen, die an Ferrari heranreichen und Lamborghini gar übertreffen.

In der Folge beginnt die Zeit der Maserati-Strassensportwagen mit Modellnamen, die nach mediterranen Winden benannt sind. Mistral, Bora, Khamsin, Karif, Shamal und Ghibli heissen die Fahrzeuge aus der Feder von Chefkonstrukteur Giulio Alfieri. Doch grosse Stückzahlen kann Maserati damit nicht erzielen, es folgt der wirtschaftliche Niedergang. Der französische Hersteller Citroën übernimmt gut 60 Prozent der Firmenanteile, und Alfieri erhält den Auftrag, sich bei der Modernisierung der Maserati-Palette aus dem Teileregal der Franzosen zu bedienen. Dazu gehört etwa die Citroën-Hydraulik, die in Lenkung und Bremsen zur Anwendung kommt. Der Sechszylinder-Benziner des Mittelmotorwagens Merak wird zudem auch beim Citroën SM verwendet.

Der Levante ist der erste SUV der Marke Maserati, und ein kleineres Modell soll bald folgen. (Bild: PD)

Der Levante ist der erste SUV der Marke Maserati, und ein kleineres Modell soll bald folgen. (Bild: PD)

Mitte der 1970er Jahre macht die Ölkrise auch Maserati mit seinen wenig verbrauchsarmen Aggregaten zu schaffen, die Marke steht vor dem Aus. Auf Geheiss der italienischen Regierung übernimmt eine staatliche Auffanggesellschaft die Maserati-Anteile von Citroën, um diese wenig später an den Sportwagenbauer De Tomaso weiterzureichen. Dieser richtet die Firma mit dem Dreizack 1981 neu aus und baut fortan den kompakten Maserati Biturbo mit dem Ziel, endlich grosse Stückzahlen erreichen zu können. Doch die sukzessive Steigerung der Produktion auf bis zu 6300 Fahrzeuge pro Jahr lässt die Qualität der von De Tomaso gebauten Maserati leiden. Nach einem kurzen Zwischenspiel mit Chrysler landet Maserati 1989 mit 49 Prozent der Anteile bei Fiat, das 1993 auch den Rest der Firma übernimmt. Mit neuem Schwung entstehen in dieser Zeit neue Versionen des Ghibli und des Quattroporte, und ab 1997 gehört Maserati zur Fiat-Konzernschwester Ferrari.

Mit Ferrari zum Erfolg

Ab 1998 kommt nach gründlicher Renovation der Produktionsanlagen ein verbesserter Quattroporte auf den Markt, dazu mit dem 3200 GT auch wieder ein Coupé – diesmal aus der Feder von Giorgetto Giugiaro.

2005 löst Fiat Maserati aus der Ferrari-Gruppe heraus und führt sie parallel weiter. Die Zusammenarbeit mit Ferrari bleibt jedoch bestehen. In der Folge entstehen das Coupé Gran Turismo und sein Ableger Gran Cabrio, bis 2013 mit dem Ghibli der dritten Generation ein neues Zeitalter eingeläutet wird. Die fünf Meter lange Limousine füllt eine Lücke im Angebot der Premiumfahrzeuge und erfreut sich rasch grosser Beliebtheit. Gleiches gilt für den ersten SUV der Marke, den Maserati Levante, der seit 2016 auf dem Markt ist und gemeinsam mit den Limousinen den italienischen Hersteller nun in ein erfolgreiches neues Zeitalter hinübergeleiten soll.

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Author: Miss Carol Stone

Last Updated: 1700407204

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